MORGENSCHÖN

Komme grade an, hier im Büro.

Während der Busfahrt hat sich der Himmel mecklenburggrau gefärbt.
Drei Haltestellen vor der Endhaltestelle habe ich die Musik gewechselt.
Ich dachte es passe besser zur Stimmung. Ich hatte recht. Mein Blick verlor sich irgendwo in der Luft vor einem Obststand und ich dachte sowas wie 'Mecklenburg'. (Natürlich war es so einfach wie komplex. Wie das so ist mit Gedanken.)
Eine Frau auf einem Fahrad rollt von rechts in mein Sichtfeld. Im Absteigen begriffen. Auf diese Art, die Frauen so haben. Schwingend leicht. Zwei Schrittchen und sie steht. Sie will Obst kaufen.
Ihre Haare sind nass, weil es regnet. Sie geht um eine Ecke um ihr Fahrad abzustellen. Dabei stolpert sie leicht über den ausgeklappten Ständer. Keine große Bewegung - Sie fängt es unbekümmert ab und lächelt.

Das war magisch.

Sie lächelt und beschließt den Ständer einzuklappen um das Fahrrad einfach so an den Obststand zu lehnen.

Der Bus fährt weiter.

Drei Minuten später stehen wir an der Kreuzung auf dem Sande und warten auf Grün, als der Busfahrer aufsteht und sich nach vorne über sein Lenkrad beugt. Aus meiner Perspektive gibt es keinen Hinweis über die Tiefe der Scheibe - er könnte sich genauso gut in der Scheibe befinden. Er holt ein überraschend dickes Buch hervor. Von diesem Ort zwischen Lenkrad und Scheibe. Dann packt er das Buch hinter seinen Sitz.
War es Zeit für das Buch? Sollte ein Buch bei Regen lieber hinter dem Sitz sein? Haben Fahrer und Buch das so abgesprochen? Bis da und da sitzt du vorne, dann wieder ich?

Nächster Halt Marco Polo Terrassen. Diese Fahrt endet hier. Bitte alles aussteigen.