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Dienstag, 6. Januar 2009

ABSEITS

Es ist so still; die Heide liegt

Im warmen Mittagssonnenstrahle,

Ein rosenroter Schimmer fliegt

Um ihre alten Gräbermale;

Die Kräuter blühn; der Heideduft

Steigt in die blaue Sommerluft.


Laufkäfer hasten durchs Gesträuch

In ihren goldnen Panzerröckchen,

Die Bienen hängen Zweig um Zweig

Sich an der Edelheide Glöckchen;

Die Vögel schwirren aus dem Kraut;

Die Luft ist voller Lerchenlaut.


Ein halb verfallen niedrig Haus

Steht einsam hier und sonnbeschienen;

Der Kätner lehnt zur Tür hinaus,

Behaglich blinzelnd nach den Bienen;

Sein Junge auf dem Stein davor

Schnitzt Pfeifen sich aus Kälberrohr.


Kaum zittert durch die Mittagsruh

Ein Schlag der Dorfuhr, der entfernten;

Dem Alten fällt die Wimper zu,

Er träumt von seinen Honigernten.


Kein Klang der aufgeregten Zeit

Drang noch in diese Einsamkeit.



Theodor Storm

2 Kommentare:

  1. das ist ein wirklich schönes gedicht.
    da bekommt fernweh.

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  2. bisher hatte ich dieses gefühl vom wohligen, einsamen landleben nur bei sarah kirsch's "im sommer". dieses gedicht bewirkt aber genau das gleiche, wenn nicht sogar noch mehr.

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